Jagdberichte
Antilopenjagd in Namibia
Virus AfricanusEs hat mich erwischt. Auch wenn ich es früher nie glauben wollte, wenn andere Afrikajäger von dem Symptom des Afrikavirus, nämlich dem unbedingten Willen zurückzukommen, erzählten, so hat mich nach meinem ersten Besuch auf dem afrikanischen Kontinent auch dieser Afrikavirus befallen. Meine Erfahrungen bei meinem ersten Trip nach Namibia waren so positiv, insbesondere wurden alle Bedenken von Kriminalität und Unsicherheit zerstreut, dass mich dieses Land und allgemein der südliche Teil Afrikas in seinen Bann gezogen hatte. Und so war es für mich keine Frage wo meine nächste Reise hingehen sollte, natürlich Afrika. Diesmal wieder Namibia, allerdings wollte ich ein neues Gebiet kennen lernen, so dass ich mich nach dem Norden am Etoshapark, diesmal für ein Gebiet in der Nähe von Windhoek entschied.
Schon am Ankunftstag gehts zur Jagd
Nach einem kurzweiligen Flug mit AirNamibia, da der Flug nicht ausgebucht war hatte ich Glück und eine komplette 4er Sitzreihe für mich zum Schlafen, empfing mich auch schon mein Berufsjäger am Flughafen und es ging Richtung Farm. Dank der Nähe zu Windhoek, ca. 40km, konnten wir bereits am Ankunftstag gleich nachmittags zum Jagen gehen. Nach dem obligatorischen Probeschuss zur Kontrolle dass die Waffe den Flug gut überstanden hat, ging es bereits los. Erstes Ziel sollte ein alter Oryx sein, getreu meiner Erfahrung aus der ersten Namibiareise stellte ich mich schon auf Geduld ein, da die Oryxjagd damals am längsten gedauert hatte. Doch ich sollte eines Besseren belehrt werden. Bereits nach 500m die wir auf der Rinderfarm unterwegs waren sahen wir die erste Gruppe Oryx, mehrere junge Bullen die in langsamem Galopp von uns weg trabten. Wir fuhren weiter an Gruppen von Hartebeest vorbei durch die Ebene in Richtung einer kleinen Bergkette. Immerwieder kreuzten Warzenkeiler unseren Weg und wir sahen weitere 3-4 Oryxgruppen, mit dem einen oder anderen guten Bullen. Horst meinte jedoch die wirklich Alten stehen in den Hängen der Berge, so dass wir uns nicht zu lange mit dem Wild in der Ebene beschäftigten und die Zeit nur nutzten um einige Bilder der Oryxe und Hartebeester zu schießen. An der Bergkette angekommen wurden wir bereits von dem Geschrei der Paviane begrüßt, welche uns als Eindringlinge in ihr Revier sahen. Zu unserem Vorteil waren diese jedoch schnell abgezogen, so dass sie für das restliche Wild keine Warnung mehr geben konnten.
Langsam quälte sich der Landcruiser den steilen Berg empor und wir hielten immer wieder Ausschau nach den Oryxen. Zunächst ohne Erfolg. Wir sahen einige Kudubullen im Hang entlangziehen ansonsten war der Dornbusch jedoch so dicht, dass selbst ein Springbock oder Hartebeest darin aufrecht stehend kaum zu erkennen gewesen wäre. Auf dem Berggipfel angekommen glasten wir die gegenüberliegenden Hänge ab und entdeckten ganz unscheinbare Bewegungen in einem Bereich der Dornbüsche. Da wir zunächst nichts erkennen konnten entschieden wir uns etwas zu rasten und abzuwarten ob das Wild evtl. auf die links und rechts der Dornbüsche vorhandene Freifläche ziehen würde. Nach ca. 10 Minuten sahen wir plötzlich lange schwarze Spitzen durch den Dornbusch die sich geradewegs auf die Freifläche zubewegten, Oryxe! Ohne Zeit zu verlieren gab Horst gleich das Signal zum Aufbruch und wir pirschten etwa 200m unterhalb der Freiflächen hangparallel zu der Oryxgruppe.
Da der Wind direkt vom Berg kam hatten wir keinerlei Probleme uns unbemerkt auf dem Pfad bis unterhalb der Oryxgruppe zu bewegen. Dort angekommen stellten sich die Dornbüsche welche von oben noch Kniehoch erschienen, als überkörpergroße Büsche dar, welche uns keinerlei Sicht auf die Oryxe zuliesen.Von einer Schussposition gar nicht zu reden. Nach erstem Abglasen der Umgebung machten wir einen kleinen Felsen aus,welcherüber die Dornbüsche herausragte und uns evtl. eine Schussmöglichkeit bieten könnte. Wir pirschten vorsichtig in Richtung des Felsen und kletterten auf den Vorsprung um dann erneut die Oryxgruppe mit dem Glas zu suchen. Auf ca. 200m standen sie nun auf der Freifläche vor uns, 5 alte Oryxbullen. Ich brachte mich auf dem Felsen mit meinem Zweibein in Position und nach Auswahl und Freigabe des passenden Bullen durch Horst konnte ich den Oryxbullen durch einen Vollblattschuss erlegen. In Europa ist der Vollblattschuss nicht wirklich unser bevorzugtes Ergebnis, da wir dabei zuviel Wildbrettzerstörung haben, in Afrika ist es jedoch wichtig, dass das Wild möglichst auf dem Platz liegt denn afrikanisches Wild ist sehr schusshart, so dass ein Blattschuss hier anzuraten ist.
Nach der ersten Freude über meinen Oryx begannen aber auch schon die Strapazen, was von unten noch als relativ einfaches Gelände erschien wurde beim näheren Hinsehen und Laufen zu einer wahren Hölle für Mensch und Material. 200m steilster Hang mit lockerem Geröll und mannshohen Dornbüschen machten den Aufstieg mit dem Landcruiser zur Hängeparty. Am Ende hatten wir es dann doch noch geschafft und konnten den erlegten Oryxbullen auf den Pickup laden und den Rückweg antreten. Am Abend beim leckeren 3-Gänge-Menü ließen wir den Tag Revue passieren und danach fiel ich erschöpft ins Bett.
Der 2. Jagdtag
Am nächsten Tag fuhren wir auf eine etwas weiter entfernte Rinderfarm um auf Hartebeest zu jagen. Wir fuhren und pirschten den ganzen Morgen sahen jedoch ausschließlich Oryxe und Springböcke. Um die Mittagszeit machten wir an einem Wasserloch Rast und beobachteten von einem kleinen Hochsitz das Wild. Erneut sahen wir einige Oryxe aber auch Warzenkeiler und Bachen mit Frischlingen sowie Blessböcke, aber keine Hartebeester.
Nach dem Mittagessen war der Plan ein trockenes Flussbett entlang zu Pirschen an dessen Rand sich öfters Hartebeester aufhalten sollten. Auf dem Weg zu dem Flussbett stoppte unser Fahrer abrupt und Horst und ich, die wir auf der Ladefläche standen wussten zunächst nicht was los war. Plötzlich entdeckten wir auf 150m zwei Geparden durch den Busch laufen. Durch unsere höhere Sitzposition konnten wir diese zunächst unter den Schirmen der Bäume nicht erkennen. Wir beobachteten die Katzen für ca. 5 Minuten bevor sie über die Freifläche wieder abzogen und wir uns wieder auf den Weg zum Flussbett machten. Den Rest vom Tag pirschten wir das komplette Flussbett entlang und zu jedem seitlichen Wechsel schauten wir über die Böschung ob sich evtl. Hartebeester zeigen. Die Sonne brannte schon den ganzen Tag aber durch den seitlichen Windschutz fühlte sich die Temperatur hier im Flussbett noch einige Grad wärmer an. Bereits relativ erschöpft von den langen Wegen schwand auch die Zuversicht auf Erfolg am heutigen Tag. Horst meinte noch 2-3 Biegungen dann wären wir am Ende des Flussbetts und müssten zurück. Kaum ausgesprochen sahen wir hinter der Böschung etwas rot-braunes. Sofort gingen wir am Rand des Flussbetts in Deckung und schoben uns langsam in Richtung der nächsten Biegung, und da war er endlich ein einzelner guter Hartebeestbulle der an einem der wenigen noch verbliebenen Grünstellen im Fluss weidete. Vorsichtig baute Horst das Dreibein auf und ich begab mich in Position, spannte die Waffe und als der Bulle das Haupt hebt fällt der Schuss. Da ich diesmal auf der Kammer abgekommen war läuft der Hartebeest noch 30m um dann am Rand des Flussbetts mit einem vollen Herz/Lungenschuss niederzugehen. Unser Tracker der am Auto gewartet hatte, kommt ca. 10 Minuten nach dem Schuss mit dem Pickup angefahren und wir brachten den Hartebeest zurück zum Farmhaus.
Der letzte Tag galt dem Bergzebra, im Vergleich zum „normalen“ oder Flächenzebra kommen die Bergzebras in eher bergigem Gelände vor und sind an ihrer Färbung gut von den Flächenzebras zu unterscheiden. Das Jagdgebiet auf Bergzebras lag ca. 1 Stunde entfernt von der Farm, so dass wir bereits früh morgens aufbrachen. Nach kurzer Begrüßung durch den Farmbesitzer ging es gleich los in die Berge. Im niedrigsten Gang mit festgestellter Sperre und sehr wenig Luft in den Reifen machten wir uns im Kriechgang mit dem Toyota auf den Weg zum Gipfel, um von dort den Höhenweg entlang zu fahren und nach Bergzebras Ausschau zu halten.
Nachdem die beiden ersten Berge ohne Sichtung abgefahren waren, sahen wir vom Tal mit bloßem Auge weiße Punkte auf dem nächsten Berg. Die Ansprache ergab , dass es Bergzebras sind allerdings genau auf dem Berg der keinen Fahrweg hat, so dass der Aufstieg komplett von unten beginnen musste und zusätzlich standen die Zebras sehr weit oben, so dass 500m durch dichtes Buschwerk voruns lag. Mit dem Ziel vor Augen ging es los. Stück für Stück stiegen wir durch Dornen und Geröll immer weiter in Richtung der Zebras auf. Nachdem wir noch 200m entfernt von den diesen waren, sahen wir wie sie langsam von uns weg über den Kamm zogen. Da ihnen hier zu folgen nahezu unmöglich gewesen wäre entschied Horst, dass wir besser wieder absteigen und nach einer weiteren Gruppe Ausschau halten sollten. Also machten wir uns wieder an den Abstieg, welcher mir noch viel länger vorkam als der Aufstieg.
Zurück am Auto setzten wir unsere Fahrt zum nächsten Berg, einem kleinen Hochplateau fort. Unterwegs kamen wir an Giraffen, Elefanten, Herden von Impalas und sogar der seltenen Rappenantilope oder Sable vorbei. Diesmal blieben wir auf halber Höhe stehen und pirschten den restlichen Weg auf den Berg, da auf dem Hochplateau immer wieder Zebras zu sehen waren. Als wir ankamen war zunächst kein Wild mehr zu sehen. Horst war jedoch nicht entmutigt, da es hier auf Grund der Steinformationen und Gebüschen viele Versteckmöglichkeiten gab. Wir pirschten von Busch zu Busch bis wir eine Gruppe Bergzebras ausmachen konnten. Unter ihnen war eine sehr alte Stute welche bereits viele Verletzungen hatte und auch schon etwas abgekommen war. Wir entschieden uns diese zu erlegen. Das Dreibein war schnell aufgebaut, das Absehen stand auf dem Ziel und die Waffe war gespannt. Als das Zebra breit stand machte es „klick“ und die ganze Herde setzt sich in Bewegung, vor lauter Pirschen hatte ich vergessen voll durchzuladen und nur unterladen, so dass der Schlagbolzen ins Leere ging:(
Die Zebras zogen in die nächste Baumgruppe und waren zunächst außer Sichtweite. Durch das Unterholz konnten wir kurz darauf jedoch sehen, dass sie weiter den Berghoch zogen auf eine kurze Schneise zu, hier witterten wir unsere Chance und so positionierten wir uns mit einer guten Schussposition in Richtung der Schneise. Immer näher sahen wir die Zebras auf die Schneise zulaufen und anschließend überwechseln. Das Zebra auf welches wir aus waren, kam etwas zurückversetzt und verhoffte kurz,so dass ich einen guten Schuss antragen konnte. Das Zebra ging im Knall zu Boden. Erschöpft von einem langen Pirschtag im Gebirge gingen wir nun zur Schneise. Als wir an das Zebra herantreten, sahen wir, dass es neben vielen Hautabschürfungen im Laufbereich einen gebrochenen Fuß und weitere Verletzungen hatte, wodurch auch der abgemagerte Zustand zu erklären war. Wir hatten definitiv die richtige Entscheidung getroffen, denn dieses Zebra musste mit den Verletzungen sehr große Schmerzen gehabt haben, von welchen wir es nun erlöst hatten. Nach dem Bergen fuhren wir zurück auf die Farm und der Besitzer dankte uns vielmals, dass wir das kranke Zebra erlegt hatten.
Am Abend hatten wir noch eine große Abschiedsfeier und unterhielten uns über die Erlebnisse der letzten Tage. Nach vier Tagen in Namibia ging es am nächsten Tag wieder zurück nach Deutschland mit vielen neuen Eindrücken und dem festen Vorsatz nicht das letzte Mal in Namibia zu gewesen zu sein.
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