Jagdberichte
Mauritius - Hirschjagd im Urlaubsparadis
Stalking auf RusahirschNachdem ich bereits Hirsche in verschiedenen Regionen der Erde bejagt habe, sollte es dieses Jahr auf einen Exoten unter den Cerviden den Rusahirsch gehen. Rusahirsche kommen sowohl in Australien, Neuseeland, der Insel Java als auch auf Mauritius vor. Für meine Reise habe ich mich für letztere entschieden. Mauritius ist weit hin bekannt für traumhafte Strände, glasklares Wasser und eine bunte Unterwasserwelt. Was zuweilen weniger bekannt ist, sind die verschiedenen Jagdmöglichkeiten, welche uns diese Insel bietet. Die Grundlage für die heutige Jagd wurde bereits während der Koloniealzeit gelegt als Mauritius noch Zwischenstation für die Schiffahrtswege von Europa nach Indien war. Um die Versorgung der Seeleute mit Fleisch sicherzustellen, wurden bereits im Jahre 1639 Rusahirsche von der Insel Java nach Mauritius importiert. Die Rusahirsche sollten hier als Fleischlieferant dienen, da es auf der Insel keine natürlichen Wildarten für die Versorgung gab. Auf Grund des sehr ähnlichen Lebensraumes von Java und Mauritius hat sich die Rusapopulation sehr gut entwickelt. Neben den Rusas wurden um 1650 zusätzlich indonesische Wildschweine zur Fleischproduction eingeführt, welche sich ebenfalls bis heute gehalten haben. Da es über die Jahre zu Einkreuzungen von Hausschweinen kam wird die hier vorhandene Wildschweinpopulation mittlerweile als eigene Gattung, sogenanntes Feroalhog, geführt. Beide Arten bilden bis heute die Grundlage für die Jagd auf der Insel.
Nach der Entscheidung für Mauritius ging die Vorbereitung ganz schnell, die benötigten Dokumente für die Lizenz werden von dem Jagdgebiet vor Ort besorgt und es ist lediglich eine Kopie des Reisepasses notwendig. Da die Waffeneinfuhr nach Mauritius sehr langwierig ist, empfiehlt es sich vor Ort eine Leihwaffe zu nehmen. In dem von mir besuchten Bel Ombre stehen hierfür eine breite Pallette an Leihwaffen wie Sauer, Blaser R8, Tikka und weitere zur Verfügung. Die Kaliber sind in der Regel .30-06 oder ähnliche somit vergleichbar mit unseren Standardkaliber.
Ende Juni war es dann endlich soweit, dank Direktflug z.B. mit Condor ist man in 11h in Mauritius und bereits morgens im Hotel. Im Hotel wurde ich bereits vom Jagdführer Lionel erwartet, um die nächsten Tage und die Jagd zu besprechen. Die traditionelle Jagd in Mauritius ist die Treibjagd, ich habe mich bei der Jagd auf eine starken Rusahirsch jedoch für die Pirschjagd entschieden, welche hier von Lionel vor 14 Jahren als Pioneer eingeführt wurde. Bei einer gezielten Jagd auf Rusahirsch ist die Pirsch der Treibjagd vorzuziehen, da so gezielter auf die gewünschte Trophäe gejagt werden kann. Tag eins auf Mauritius dient generell der Entspannung im Hotel, um sich vom Flug zu erholen bevor es am zweiten Tag zur Jagd geht. Voller Vorfreude geht es am späten Vormittag ins Revier. Auf Grund der Reviergröße von 4500ha fahren wir zunächst mit demPickup an einen geeigneten Startpunkt für unsere Tagespirsch. Wichtig ist hierbei der Wind, der in Mauritius an manchen Tagen sehr stark sein kann. Da die Rusas äuserst gut hören und sehr feine Nasen haben, ist der Wind ein sehr entscheidender Faktor für den Erfolg. Bereits bei der Anfahrt sehen wir einige Rusagruppen in den Hängen stehen. Am Ziel angekommen nehmen wir nur das nötigste mit wie Fernglas, Kamera und Waffe+Dreibein. Da die Rusapirsch den ganzen Tag dauern kann und das hügelige Gelände einige Auf- und Abstiege verlangt, sollte möglichst wenig Balast mit genommen werden. Bei der Pirsch werden zunächste die Wege entlang der Hänge abgelaufen und immer wieder nach Rusas abgeglast. Sowie eine Gruppe in Sichtweite kommt wird anschließend bestimmt, ob ein schussbarer Hirsch dabei ist. Falls ja wird die Gruppe entsprechend auf Schussdistanz angegangen. Die erste Stunde sahen wir verschiedene Gruppen, aber zunächst nur Weibliche und junge Hirsche. Dann jedoch entdeckte Lionel auf der anderen Seite des Tales eine kleine Gruppe mit 2 potentiell schießbaren Hirschen. Wir entschlossen uns die Gruppe anzugehen. Da das Tal zwischen der Gruppe und uns komplett zugewachsen war mit Palmen und anderem Gehölz, konnten wir uns zunächst im Schutz des Bewuchses durch das Tal anpirschen. Auf Grund des Regens in der Nacht war dies teilweise mehr rutschen als Pirschen. Eine halbe Stunde später hatten wir das Tal durchquert und konnten auf einer Anhöhe, oberhalb der Rusagruppe uns langsam nähern. Die letzten 50m ging es auf allen Vieren Richtung der vermuteten Gruppe. Vorsichtig schoben wir uns Stück für Stück vorwärts bis wir schließlich genau oberhalb der Gruppe ankamen, welche immer noch vertraut lag bzw. äste. Unsere beiden Hirsche waren noch dabei, allerdings war schnell klar, dass der eine sicher zu jung wäre. Bei dem zweiten, welcher schon ein starkes Geweih trug, war im liegen das Alter nicht zu bestimmen. Im Anschlag warteten wir bis sich die Gruppe erhebte, was nach ca. 20 langen Minuten erfolgte. Nun war aber leider ersichtlich, dass auch der zweite Hirsch nicht das entsprechende Alter hatte, so dass wir uns langsam zurück zogen um die Pirsch fortzusetzen. Zurück auf dem Hauptweg mussten wir nicht lange warten bis wir bereits das nächste Rudel sahen. Hier waren 2 definitiv schießbare Hirsche dabei, da diese allerdings auf ca. 200m genau auf der Kuppe standen, war an schießen nicht zu denken und das Angehen ebenfalls unmöglich. Wir setzten die Pirsch fort und sahen noch diverse Rudel jedoch ohne nennenswerte Hirsche. Als es bereits zu dämmern anfing, kamen wir an ein letztes großes Rudel darin machte Lionel mehrere passenden Hirsche aus. Einer stach besonders heraus, auf diesen wollten wir uns konzentrieren und richteten uns mit dem Dreibein ein. Da er jedoch auf 180m immer spitz stand war zunächst keine Schussabgabe möglich. Während unserer Wartezeit wurden wir plötzlich von einer Bache mit Frischling überrascht, welche den Wechsel herauf kam. Auf Grund des sehr guten Windes wechselten die beiden Wildschweine etwa 5m unterhalb unserer Position an uns vorbei, ohne von uns Notiz zu nehmen. Nach der Schwarzwildüberraschung ging es zurück zum Hirsch, welcher jedoch immernoch Spitz vor uns stand und die immer dunkler werdende Dämmerung sorgte schließlich dafür, dass er selbst mit Rotpunkt nicht mehr zu erfassen war. Daraufhin entschieden wir uns die Pirsch abzubrechen und am nächsten Tag erneut unser Glück zu probieren. Für den ersten Tag hatten wir sehr viel gesehen und insbesondere das schöne Wetter genoßen, was sich bald ändern sollte. Nach der Jagd ging es zurück ins Jagdcamp und nach einem ausgiebigen Abendessen früh schlafen, um für den nächsten Tag gewappnet zu sein.
Tag 2
Das Wetter am zweiten Tag meinte es leider nicht mehr so gut mit uns. Bei Dauerregen und Wind am morgen entschieden wir uns erst wieder gegen Mittag zu starten. Wie zuvor fuhren wir wieder an unseren gaplanten Ausgangspunkt für die Pirsch, diesmal im Westteil des Revieres. Auf Grund des Regens am morgen waren die Wege aufgeweicht und auch das Pirschen im Gelände war um einiges rutschiger als noch am Vortag. Zunächst sahen wir, auf Grund des Regens, weniger Wild als am Vortag. In der Ferne konnten wir dann jedoch ein großes Rudel entdecken, welches wir umschlagen wollten, um gegen den Wind einen besseren Blick auf die Hirsche werfen zu können. Gesagt getan hatten wir die Gruppe großräumig umlaufen und hatten uns auf eine Anhöhe oberhalb eingerichtet. Um einen genauen Blick auf das Rudel zu bekommen, robten wir die letzen Metern bis zur Hangkante durch den aufgeweichten Boden, was zur Folge hatte, dass unsere vormals grüne Tarnbekleidung sich in rein braune Farbgebung änderte. Von der Hangkante aus hatten wir einen sehr guten Blick auf die unter uns grasenden Rusas. In der Gruppe waren ca. 10 Hirsche, zwei davon waren sehr stark ale anderen eher jünger. Zu unserem Pech waren die beiden starken jedoch oberhalb unseres gesetzten limits von 34 Inch, so dass wir erneut unverichteter Dinge abziehen mussten. Trotz dem erneuten Rückschlag ließen wir uns nicht entmutigen und setzten unsere Pirsch fort.
Als wir an verschiedenen Palmen entlang pirschten und die Hügel nach Rusas abglasten, winkte Lionel mir plötzlich ganz aufgeregt zu und zeigte an ich solle schießen. Olivier, der zweite Berufsjäger, und ich dachten zunächst Lionel hätte einen Rusa im Hang gesehen. Da wir jedoch nichts sahen, ging ich vorsichtig zu ihm und er zeigte mir das 10 Meter vor uns hinter einer Palme ein Wildschwein bricht und ich es schießen solle. Im Anschlag wartete ich bis das Schwein sich hinter der Palme hervorbewegte, sowie das Blatt frei war ließ ich den Schuss brechen und das Wildschwein lag im Knall. Im ersten Moment hatte ich dies, für europäische Verhältnisse, als einen Überläufer eingeschätzt mit ca. 40kg. Als wir dann jedoch zur Sau kamen, verstand ich warum Lionel so aufgeregt war, es war tatsächlich ein ca. 40kg Wildschwein allerdings ein Monster Keiler für mauritische Verhältnisse und einer der stärksten den Lionel in seinen 13 Jahren hier auf Mauritius erlegt hat. Er schätzt das Alter auf 8-10 oder mehr Jahre. Diese Feroalhogs werden in der Regel 30-40kg ausnahmsweise auch über 60kg, aber setzen im Alter an Gewicht zurück. Als wollte uns der Himmel bestrafen setzte prompt beim Bilder machen wieder Dauerregen. Allgemein ist dieses Jahr eines der Regenreichsten der letzten Jahre auf Mauritius.
Im Anschluss an die obligatorischen Bilder setzten wir unsere Pirsch fort um doch noch unseren begehrten Rusahirsch zu bekommen. Erneut kamen wir an diversen Rudeln vorbei, jedoch ohne einen passenden Hirsch zu entdecken. Während der Pirsch sind wir mehrere male auf Wildschweine gestößen, welche jetzt nach dem Regen am Tage in den Hängen brechen. Schließlich sahen wir in 800m ein großeres Rudel im Tal grasen, allerdings würde dies direkt in unseren Wind laufen, wenn wir unsere Pirsch wie ursprünglich geplant fortsetzen. Nach kurzer Überlegung war der Plan gefasst und wir machten einen großen Bogen um das Rudel um es genau von der gegenüberliegenden Seite angehen zu können. Im Schutz der Vegetation pirschten wir uns sehr langsam Richtung der offenen Fläche, von wo wir das Rudel auf der anderen Seite ansprechen wollten. Neben dem rutschigen Boden kam noch erschwerend hinzu, dass im Wald im Hang unter uns auch Rusas waren, welche zwangsläufig in unseren Wind geraten und somit im schlimmsten Falle durch ihre Flucht das andere Rudel mitreisen könnten. Immer wieder verhofften wir, da plötzlich ein Rusa auf dem Weg oder in der Dickung auftaucht. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten wir unsere gewünschte Position endlich erreicht und stellen mit Erleichterung fest, dass unser gewünschtes Rudel auf der anderen Talseite noch nicht abgezogen ist. Die letzten 15m rutschen wir wieder auf allen Vieren bis wir einen günstigen Platz zum Ansprechen und Anlegen der Waffe gefunden haben. Im Vergleich zum Vortag herscht noch besseres Licht, allerdings ist die Dämmerung ebenfalls nicht mehr weit. Lionel konnte zunächst zwei Hirsche ansprechen, welche geeignet wären. Angestrichen an einem Baum gehe ich in Anschlag und habe den entsprechenden Hirsch erfasst. Da sich das Rudel jedoch langsam in Bewegung versetzt hat, läuft der ausgewählte Hirsch im Rudel immer flankiert von 1-2 weiblichen und verschwindet so mit seinem Begleitschutz im Wald. Zur gleichen Zeit setzt sich eine weitere Gruppe aus dem Tal in Bewegung und darin ist ein weiterer sehr guter Hirsch. Nach detailierter Ansprache kam die Freigabe und ich setzte den Zielstachel auf das Blatt. Zunächst zog der Hirsch spitz von uns Weg drehte sich jedoch kurz vor Eintritt in den Wald nochmal um und ich ließ die .30-06 fliegen. Auf den Schuss machte der Hirsch einen großen Satz nach vorne und verschwand mit dem Rest des Rudels im Wald. Da mittlerweile die Dämmerung angebrochen war, zögerten wir nicht den Hirsch sofort zu suchen. Entsprechend dem Schusszeichen waren wir sicher, dass es ein Herzschuss war und wird fanden den Hirsch nach ca. 50m auf dem Wechsel liegen. Nach der Übergabe des Bruches und einer Vielzahl von Bildern, wurde der Hirsch mit dem Quad abtransportiert. Überglücklich , über meinen ersten Trophäen-Rusahirsch sowie einen sehr starken Keiler, fuhren wir zurück ins Camp und ließen den Tag in gemütlicher Runde ausklingen.
Neben der Pirschjagd konnte ich auch an zwei traditionellen Treibjagden auf Rusa und Wildschwein teilnehmen. Hierbei werden die Jagdgäste in die lokale Jagdgesellschaft integriert und erleben so Hautnah die typische Maritische Jagd. In den zwei Treibjagden wurden über 100 Stück Rusa erlegt, inkl. 4 Trophäenhirschen. Eine weitere angebotene Jagdart ist die Niederwildjagd auf Hase, Fasan und weiteres Flugwild, welche als kombinierte Treib und Vorstehjagd ausgeführt wird.
Mauritius bietet eine Fülle an Aktivitäten sowohl mit Jagd als auch außerhalb der Jagd, sei es der Wassersport, Aktvitäten für Pferdefreunde oder Golfer oder einfach nur relaxen am Strand oder Pool. Insbesondere auch die offene Art der Einwohner und der freundliche Umgang miteinander machen diese Insel zu einem wirklichen Paradis. Es wird sicher nicht das letzte mal gewesen sein, das ich hier zur Jagd war.
Info - Mauritius
Die Jagdgebiete liegen im Süden(Bel Ombre) und Westen (Case Noyale) der Insel Mauritius. Beide Gebiete zeichnen sich durch eine Hügelige Landschaft aus die offene aber auch bewaldete Teile beinhaltet.
Die Anreise zu dem Jagdgebiet erfolgt per Flug nach Port Louis (MRU), dieser Flughafen wird z.B. direkt von Condor von Frankfurt angeflogen, weitere Alternativen sind Eurowings, oder mit Umsteigen mit Emirates oder Lufthansa/SAA.
Der Wildbestand in den Gebieten ist ausgezeichet. Die Jagdzeiten reichen von Juni bis Oktober für die Rusajagd, Juni bis September für die Schalenwilddrückjagden und März bis September für die Niederwildjagd. Sollten sie an einer Reise auf die Urlaubsinsel Mauritius interessiert sein finden sie weitere Infos auf www.jagdreisen-fabrig.de
Weitere Details zur Jagd in Mauritius